BARF für Katzen: Grundlagen, Vorteile und was beim Einstieg zu beachten ist
Immer mehr Katzenhalter interessieren sich für BARF – die biologisch artgerechte Rohfütterung.
Doch was steckt dahinter, was braucht es für eine ausgewogene Ernährung mit rohem Fleisch – und für wen eignet sich BARF überhaupt?
BARF steht für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ und basiert auf dem Gedanken, Katzen möglichst naturnah und unverarbeitet zu ernähren – also so, wie sie es als Jäger in freier Wildbahn tun würden. Das Prinzip stammt ursprünglich aus der Rohfütterung von Hunden, wurde aber auf Katzen angepasst, da deren Nährstoffbedürfnisse deutlich spezieller sind.
Eine auf BARF basierende Ernährung setzt sich hauptsächlich aus rohem Fleisch, Innereien, Knochenanteilen sowie individuell zugesetzten Nährstoffen zusammen. Ziel ist es, die natürliche Beute einer Katze – etwa Maus oder Vogel – in ihrer Zusammensetzung möglichst exakt nachzubilden. Das bedeutet: Muskelfleisch, Herz, Leber, Niere, Fett, Bindegewebe, Knochenanteile und Blutbestandteile – alles in einem ausgewogenen Verhältnis.
Warum BARF für Katzen?
Die Idee hinter dem Barfen ist es, die Katze mit genau den Nährstoffen zu versorgen, die sie als obligater Fleischfresser beziehungsweise Beutetierfresser in der Natur aufnehmen würde.
Dabei verzichtet BARF auf:
- industriell verarbeitete Futtermittel
- Konservierungsstoffe, Füllstoffe und Geschmacksverstärker
- oft kritisierte Getreideanteile in Fertigfutter
- schwer verdauliche Kohlenhydrate
Viele Halter berichten nach der Umstellung auf BARF von einer verbesserten Verdauung, schönerem Fell, weniger Zahnproblemen und einem allgemein vitaleren Verhalten der Katze. Auch chronische Erkrankungen wie Futtermittelunverträglichkeiten, Darmerkrankungen oder Zahnstein können sich durch eine individuell abgestimmte Rohfütterung bessern.
Grundlagen der BARF-Ernährung für Katzen
Eine Maus besteht im Durchschnitt zu etwa 55–65 % aus Muskelfleisch, zu 10–15 % aus Knochen und Knorpel, zu 10–15 % aus Innereien, ergänzt durch Blut, Haut, Mageninhalt und kleine Fettreserven. Diese Verhältnisse dienen als Grundlage für den BARF-Futterplan bei Katzen. Wichtig ist: Eine ausgewogene BARF-Ernährung basiert auf vielfältigen Komponenten. Ausschliesslich Muskelfleisch zu füttern, ist auf Dauer gesundheitsschädlich.
1. Muskelfleisch
Der Hauptbestandteil des Speiseplans. Es liefert hochwertiges Eiweiss und Fett. Bei der Auswahl lassen sich die individuellen Vorlieben der Katze berücksichtigen.
Geeignet sind:
- Huhn, Pute, Rind, Kalb, Lamm, Wild
- Fettarme Sorten bei übergewichtigen oder sensiblen Tieren
- Geringe Mengen Fisch (z. B. Lachs oder Makrele) als Ergänzung – roh oder leicht gegart
Rohes Schweinefleisch ist in Mitteleuropa tabu, da es potenziell das für Katzen tödliche Aujeszky-Virus übertragen kann.
2. Innereien
Sie enthalten lebenswichtige Vitamine und Mineralien – allen voran Vitamin A, D und B-Komplexe.
Wichtig ist das richtige Verhältnis:
- Leber (nicht zu viel, wegen Vitamin-A-Gehalt)
- Herz (reich an Taurin, zählt zum Muskelfleisch)
- Niere (liefert B-Vitamine und Spurenelemente)
Empfehlenswert ist eine Mischung aus verschiedenen Innereien, wobei Leberanteile etwa 3–5 % der Gesamtfuttermenge nicht überschreiten sollten.
3. Knochen und Knorpel
Sie liefern Kalzium, Phosphor und weitere Mineralstoffe. Achtung: Nicht jeder Knochen ist für Katzen geeignet!
Tipps:
- Weiche rohe Knochen wie Hühnerhälse oder Flügel geben (niemals gekocht! Das kann lebensgefährlich sein!)
- Fein gemahlene Knochenmehle oder Eierschalenpulver als Alternative zu Knochen und Knorpel geben
- BARF-Einsteiger können auch auf Kalziumcitrat als Ergänzung zurückgreifen
Knochen sollten nur in genau berechneter Menge gegeben werden, um Kalzium-Phosphor-Verhältnisse auszugleichen.
4. Zusätze
Auch bei bester Auswahl an Fleisch und Innereien reicht die natürliche Zusammensetzung oft nicht aus, um alle Mikronährstoffe zu decken. Besonders kritisch sind:
- Taurin: essenziell für Katzen – muss ergänzt werden, da Lagerung und Verarbeitung den Gehalt stark mindern
- Vitamin E: bei fettreicher Ernährung als Antioxidans notwendig
- Seealgenmehl: zur Jodversorgung
- Omega-3-Fettsäuren: z. B. über Lachsöl
Zusätze werden individuell berechnet – bei Unsicherheit empfiehlt sich eine Beratung durch einen Fachtierarzt für Ernährung oder einen erfahrenen BARF-Berater.
Taurin ist für Katzen überlebenswichtig. Ein Mangel kann zu Blindheit, Herzschäden und Wachstumsstörungen führen. Es muss immer separat ergänzt werden, z. B. als Pulver.
Futterpläne: Berechnung ist Pflicht
Eine ausgewogene BARF-Ration besteht meist aus etwa:
- 80–85 % tierischen Bestandteilen (Muskelfleisch, Herz, Innereien, Knochen)
- 15–20 % Ergänzungen (Ballaststoffe, Öle, Supplemente)
Die benötigte Futtermenge liegt bei etwa 3–5 % des Körpergewichts pro Tag – abhängig von Alter, Aktivität und Stoffwechsel der Katze.
Beispiel:
Eine 4 kg schwere, gesunde Katze benötigt etwa 150–200 g BARF pro Tag, aufgeteilt auf zwei bis drei Mahlzeiten.
Empfehlenswert ist die Nutzung spezieller BARF-Rechner oder Tabellen, um ein ausgewogenes Verhältnis von Kalzium, Phosphor, Taurin und Vitaminen sicherzustellen. Ein BARF-Berater kann dabei helfen, speziell auf die Katze ausgerichtete Rezepte zu entwickeln und so den Einstieg ins BARFen erleichtern.
Vorteile des BARFens
- Individuell anpassbare Ernährung – auch bei Allergien, Unverträglichkeiten oder Erkrankungen
- Verzicht auf künstliche Zusätze, Zucker oder minderwertige Nebenprodukte
- Verbessertes Zahnfleisch durch geringeren Plaque
- Geringerer Kotabsatz, was die bessere Nährstoffverwertung zeigt
- Mehr Kontrolle über Zutaten, Herkunft und Qualität
Herausforderungen und Risiken
BARF ist nicht automatisch gesünder! Wenn die Fütterung unsachgemäss durchgeführt wird, kann es schlimmstenfalls gefährlich werden. Fehler in der Zusammenstellung oder die falsche Lagerung der zusammengestellten Nahrung können schädlich sein.
Häufige Probleme:
- Fehlende Nährstoffe (z. B. Taurin, Kalzium, Jod)
- Gefahr durch rohe Knochen bei falscher Grösse, Art oder Menge
- Gefährdung durch Keime (z. B. Salmonellen) bei unsauberem Handling
- Nicht jede Katze akzeptiert BARF – die Umstellung kann dauern
Für wen ist BARF geeignet?
Grundsätzlich kann jede gesunde Katze gebarft werden – sofern das Futter korrekt zusammengestellt ist.
Besonders profitieren:
- Allergiker- und Sensitivkatzen mit Unverträglichkeiten
- Katzen mit Zahnproblemen (angepasste Konsistenz nötig)
- Junge Katzen in der Wachstumsphase (mit professioneller Begleitung)
Bei kranken, trächtigen, sehr jungen oder alten Katzen ist eine tierärztliche Begleitung Pflicht – ebenso bei chronischen Erkrankungen oder Medikamentengabe.
Fazit: BARF ist kein Food-Trend, sondern bedeutet Verantwortung
BARF für Katzen ist eine hervorragende Möglichkeit, artgerecht und bewusst zu füttern – aber nur dann, wenn das Wissen stimmt. Wer sich die Zeit nimmt, sich in die Grundlagen einzuarbeiten und die Rationen korrekt zusammenstellt, kann seiner Katze eine natürliche, gesunde Ernährung bieten. Gleichzeitig braucht es Sorgfalt, Hygiene, Planung und Bereitschaft zur Weiterbildung. BARF ist kein schneller Ersatz für Fertigfutter – sondern ein Weg zu mehr Verantwortung und Nähe zum Tier.
Quelle: katzennews-Redaktion
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